Baltic Rund – Teil 6: Grönhögen nach Flensburg

Donnerstag, 7. September 2006: Grönhögen 0 sm

In der Nacht frischt der Wind schön auf und wir sitzen nun aus zweierlei Gründen mal wieder fest. Starkwind und Kügelchen. Der eine drückt aus Südwest mächtig ins Hafenbecken und Hello World schwank wie besoffen. Die anderen fehlen uns an unserem Großrutscher und müssen vor der Weiterreise erstmal neu besorgt werden. Nach dem Frühstück wird daher erstmal das Telefon bemüht. Von Karsten Buhrfeind von Hahnefeld Masten bekommen wir erstmal die Lösung, wie überhaupt die Kugeln in den Rutscher wieder eingebracht werden können. Unsere Helden von Baltic besorgen in der Zwischenzeit die Kugeln und organisieren auch noch ganz unproblematisch den Transport derselbigen von Kalmar nach Grönhögen. Wie schon gesagt: Das ist Service! Diese Sache kostet uns somit „nur“ einen weiteren Tag im Hafen. Die Sache mit dem Wind ist dagegen nicht ganz so einfach zu lösen. In den nächsten zwei Tagen soll es beständig zwischen 5 und 7 Windstärken aus Südwest geben, in Böen natürlich dann entsprechend stärker. Da wir auch genau in diese Richtung müssen, hieße dass für uns ziemlich unangenehmes Kreuzen. Und eigentlich müssen wir so was gar nicht haben. Vor allem, wenn der nächste Hafen zwischen 50 und 80 sm entfernt liegt. Also werden wir wohl so noch mindestens einen Tag in Grönhögen dranhängen müssen. Nur gut, dass uns so etwas nicht in einem zwei- oder dreiwöchigen Urlaub passiert. Wir haben ja zum Glück ausreichend Zeit, da wir erst Ende September wieder in Flensburg sein müssen. Und so ein Hafentag bringt ja auch immer die Möglichkeit ein paar Dinge zu erledigen, um die man sich bisher gedrückt hat. So hat sich unser Flaggenstock gestern endgültig verabschiedet (bei einem Heckankermanöver vor Mjältön war er schon ziemlich angeknackst worden) und muss repariert werden. Tapfer greift Axel zur Säge und kürzt das gute Stück um einige Zentimeter um einen neuen Schaft für die Halterung zurechtzuschneiden. So weht am Ende auch wieder die Flagge stolz an unserem Heck. Als nachmittags auch noch unsere Kügelchen geliefert werden, ist Hello World zum Glück wieder völlig heil und einsatzbereit. Jetzt muss nur noch das Wetter wieder besser werden. Abends bekommen wir dann auch noch Gesellschaft von einer deutschen Yacht aus Glowe. Skipper Thomas ist mit vier Leuten von Visby nach Rügen unterwegs und nach 36 Stunden auf See sichtbar geschafft. Er spendiert uns aber trotzdem noch einen netten Mirabellensaft aus eigener Produktion, den wir bei uns im Salon genüsslich trinken. Wer auf Rügen ist, sollte ihn unbedingt mal auf seinem Hof Bobbin besuchen.

Freitag, 8. September 2006: Grönhögen – Utklippan 29,0 sm

Der Himmel ist strahlend blau und der Wind hat schön auf Nordwest gedreht. So heißt es für uns endlich mal wieder Leinen los und abdafür. Nur unter Genua schaukeln wir uns so Richtung Süden und laufen nach sechs Jahren mal wieder Utklippan an. Der Hafen ist zum Glück völlig leer, so dass wir beim Anlegen genügend Raum zum Manövrieren finden. Kurz hinter uns kommt die Crew der „Wind of Change“ aus Bockholmwik an und wir sitzen gemütlich zu Viert auf der Picknickbank und klönen. Wir spendieren ein Paket Kaffee für die Nachtfahrt und bekommen dafür im Gegenzug ein paar Bierchen spendiert (endlich mal wieder „gutes Deutsches“!). Der anschließende Inselrundgang ist schnell gemacht und bietet außer ein paar Seehunden in der Hafeneinfahrt auch nicht wirklich spannende Dinge. Trotzdem, wer jemals auf Utklippan war, wird immer wieder gerne hierher zurückkehren. Der Naturhafen hat einfach eine ganz eigene, unbeschreibliche Atmosphäre. Zurück an Bord stellen wir dann zu unserem großen Erstaunen fest, dass es hier doch tatsächlich eine drahtlose Verbindung ins Internet für uns gibt. Das hätten wir so mitten auf einem Felsen in der Ostsee nun wirklich nicht erwartet! Nun denn, so gibt es heute endlich mal wieder ein paar neue Bilder und Berichte von uns. So nach und nach trudeln auch noch ein paar weitere Yachten im Hafen ein, so dass wir am Ende mit drei deutschen und einer schwedischen Yacht hier liegen. Die Schweden trudeln als Letzte ein und entpuppen sich als superinteressante Gesprächspartner. Der Skipper ist eigentlich Schwede, wohnt aber bereits seit mehreren Jahren in Finnland. Davor war er an den Universitäten von Kopenhagen und Tartu (Estland) als Linguistiker beschäftigt. Wir klönen bestimmt eine Stunde an der Pier und werden schließlich nur von der Kälte bzw. von dem fertigen Abendessen in den jeweiligen Salon zurück getrieben. Und kalt ist es geworden! Das Außenthermometer zeigt gerade noch 11°C an und in der Nacht kühlt es selbst innerhalb des Schiffes auf 13°C ab. Brrr!!!

Samstag, 9. September 2006: Utklippan – Nexö 60,2 sm

Aus gegebenem Anlass (s.o.) wird heute vor dem Frühstück erstmal ordentlich durchgeheizt. Zum Glück springt die Heizung nach der langen Schaffenspause auch anstandslos an und wir brauchen nicht mehr zu frieren. Das Wetter zeigt sich auch heute mal wieder von seiner besten Seite. So beschließen wir doch noch den Schlag nach Bornholm zu wagen und vielleicht ja auch noch Rügen anzulaufen. Bei West 5 geht es im Sauseschritt über die Ostsee. Dabei lassen die Dünung der vergangenen Tage und der heutige Wind Hello World ganz schön über die Wellen tanzen. Unser eigentliches Ziel Hasle auf der Westseite von Bornholm lassen wir bei diesen Bedingungen lieber links liegen. Die jeweilige Luvseite der Insel ist berühmt und berüchtigt für ihre kabbelige und unberechenbare See, so dass wir uns lieber einen Hafen in Lee suchen. Die Wahl fällt auf Nexö, zwar nicht der schönste aller Häfen, aber dafür am nächsten an Rügen dran. Und der Wind dorthin soll am nächsten Tag auch noch passen. Wir telefonieren kurzerhand mit Luer und Elke, die derzeit ein Folkeboot auf Rügen gechartert haben. Schnell wird ein Treffen für Dienstag verabredet und wir freuen uns endlich mal wieder bekannte Gesichter zu sehen. Abends gehen wir mal wieder aushäusig essen. Nach einigem Gesuche im Zentrum finden wir dann direkt am Hafen das Fischrestaurant Tre Söstre, die drei Schwestern. Hier werden wir mit leckerstem Steinbutt in Scampisauce beköstigt und unterhalten uns noch nett mit der Bedienung dabei. Den Absacker (feinste Rügener Marille) genehmigen wir uns dann doch lieber an Bord und verschwinden recht zeitig in die Kojen.

Sonntag, 10. September 2006: Nexö – Hasle 42,7 sm

Puh, der Wecker klingelt um 6.45 Uhr! Bei dem Versuch ihn auszuschalten, werfe ich ihn leider erstmal Axel an den Kopf. Man sollte für solche Dinge doch lieber die Augen vorher aufmachen. Als Entschädigung springe ich dann aus der Koje und schalte erstmal die Heizung an. Nach Zähneputzen, Duschen und Müslifrühstück sind wir dann bereits um halb Neun auf der Piste. Der Kurs nach Sassnitz ist abgesteckt und wir kommen zunächst in Lee von Bornholm nur langsam voran. Während Axel noch überlegt, ob man Sassnitz wohl auch im Dunklen anlaufen kann, klingelt das Handy. Luer ruft an und muss das geplante Treffen leider absagen. Er ist total erkältet und fährt daher schon heute lieber wieder nach Hause. Grippe und Folkebootsegeln im Herbst lässt sich auch wirklich nicht gut miteinander vereinbaren. Nun sind wir wieder hin und her gerissen. Sollen wir, oder nicht? Am Ende siegt die Gier nach einem geräucherten Bornholmer Hering und wir ändern den Kurs ab auf Hasle. Nun also doch. Die Sonne scheint, der Wind verleitet Hello World zu Spitzengeschwindigkeiten und wir kommen nachmittags im leeren Hafen von Hasle an. Kaum das die Festmacher belegt sind, machen wir uns auch schon auf den Weg zur Räucherei. Hoffentlich hat die auch auf! Und tatsächlich, wir haben Glück. Die Räucherei ist geöffnet und wir laben uns an zwei Paar goldbraunen Räucherheringen à la Sonne von Bornholm. Für diejenigen, die diese kulinarische Glückseligkeit noch nicht genießen konnten: geräucherter Hering auf mit Salzbutter bestrichenem Roggenbrot, mit groben Meersalz und Schnittlauch bestreut und am Ende mit einem Eigelb übergossen. Dazu ein Store Fadöl, also ein großes Bier vom Fass. Mmmhhh!!! Schmeckt allerdings auch nur auf Bornholm so richtig lecker. Mit vollem Magen geht es zurück zum Schiff, wo wir den Abend geruhsam mit dem Lesen von Bornholm Reiseführern verbringen.

Montag, 11. September 2006: Hasle 0 sm

Der Wind hat sich heute einen Tag Urlaub gegönnt und auch wir nehmen uns einen Tag frei, ach nee, Landgang. Nach dem Frühstück geht es mit dem Bus nach Allinge, wo wir durch die Gassen stöbern und schließlich am Hafen in der Räucherei landen. Obwohl wir ja eigentlich gerade erst ganz gut gefrühstückt haben, ist das dort angebotene Fischbuffet einfach zu verlockend. Und so ein Lachshäppchen passt ja bekanntlich in die kleinste Lücke. Bei Essen im neu errichteten Strandbarbereich unterhalten wir uns prächtig mit einem Pärchen aus Rostock, die gerade auf Bornholm Urlaub machen. Showeinlagen bietet außerdem eine Jungmöve, die sich gänzlich unerschrocken und völlig zutraulich auf den umstehenden Tischen niederlässt. Anschließend geht es mit dem Bus weiter nach Gudhjem. Hier sind leider schon (fast) die Bürgersteige für den Winter hochgeklappt. Viele Geschäfte und Schnickschnackläden haben nicht mehr geöffnet, so dass der Rundgang durch das Örtchen schnell erledigt ist. Da der nächste Bus nach Rönne, der Inselhauptstadt, erst in zwei Stunden fährt, entschließen wir uns doch lieber wieder direkt nach Hasle zurück zu fahren. Hier werden noch schnell die Bordvorräte aufgestockt und schon sind wir wieder an Bord. Wir genießen die herrliche Sonne bis abends im Cockpit, auch wenn es leider erschreckend früh kühl und feucht wird. Man merkt, dass der Sommer so langsam vorbei ist.

Dienstag, 12. September 2006: Hasle – Höllviken 63,6 sm

Hatte ich mich gerade beschwert, dass der Sommer langsam vorbei ist? War nicht so gemeint! Jedenfalls heute scheint sich das Wetter auf hochsommerliche Temperaturen zurückbesonnen zu haben. Wir legen morgens bereits kurz nach 7 Uhr ab, da wir heute einen etwas längeren Weg vor uns haben. Nach Rügen und Mön haben wir uns inzwischen entschieden noch einmal Schweden anzulaufen. Bei Südost 3-4 eine ideale Blisterstrecke für uns. So geht denn auch bald nach dem Ablegen die bunte Tüte hoch und wir segeln wunderbarst mal wieder gen Norden. Das Schöne an einem Nordkurs: Man hat fast den ganzen Tag die Sonne im Cockpit. Herrlich!!! Als der Wind immer östlicher dreht, bauen wir den Blister einfach als Spinnaker um. Am Ende dieses herrlichen Segeltages müssen wir nur noch den Falsterbo-Kanal mitsamt Brücke hinter uns bringen und schon liegen wir mal wieder im Hafen von Höllviken. Während wir abends kochen, bekommen wir noch einen neugierigen Schweden zu Besuch. Vom Steg aus fragt er uns auf nette Art und Weise Löcher in den Bauch: Warum gerade eine Sunbeam und keine schwedische Yacht? Warum keine Hanse oder Bavaria? Was an unserem Schiff nun so besonders und toll ist? Wir jedenfalls freuen uns mal wieder, dass unsere Hello World bewundert wird und genießen den Abend im Salon anschließend um so mehr.

Mittwoch, 13. September 2006: Höllviken – Helsingör 36,4 sm

Auch heute bleibt uns der Hochsommer noch einen Tag länger erhalten. Wir segeln in Badehose bzw. Bikini den Öresund in Richtung Norden hinauf und freuen uns über Wind von hinten und mitlaufenden Strom. Leider schwächelt der Wind auf Höhe Kopenhagen, so dass wir die Hälfte der Strecke unter Motor zurücklegen müssen. Nachmittags erreichen wir so Helsingör mit dem Hamletschloss Kronborg und ergattern einen schönen Platz längsseits. Schnell geht es noch in das nette Örtchen zum Einkaufen. Bei dem Wetter müssen wir einfach noch mal den Grill anwerfen und dazu fehlen uns schlicht und einfach die Steaks. Der Abend bleibt erstaunlich milde, so dass wir bis zum Dunkelwerden im Cockpit sitzen können.

Donnerstag, 14. September 2006: Helsingör – Hundested 31,2 sm

Am heutigen Sonntag, also Seemanns-Sonntag natürlich, gibt es wie immer ein leckeres Frühstück mit Ei. Das Ganze kann im Cockpit genossen werden, da die Temperaturen bereits frühmorgens sommerlich warm sind. Anschließend machen wir uns auf den Weg Richtung Hundested am Roskildefjord. Leider spielt der Wind dabei anfangs noch nicht so richtig mit, so dass wir die ersten 5 Seemeilen erstmal motoren müssen. Aber dann. Erst langsam und ab Gilleleje immer schneller, segelt Hello World über die Ostsee. Wir erreichen so bereits am frühen Nachmittag Hundested und bekommen noch einen schönen Liegeplatz. Wie gemacht für uns: längsseits und mit der Schnauze im Wind. Schnell geht es noch zum örtlichen Fischhändler, wo sich unsere Frage „Essen gehen, oder selber kochen“ eindeutig zu Gunsten der Bordküche entscheidet. Wir erstehen 1 kg so genannte Jungfruhummer, die wir abends schön mit Aioli und Baguette genießen. Weitere Zutaten, wie Dill, Baguette und ein feines Olivenöl ersteht Axel im örtlichen Hundested Supermarkt. Dem Supermarkt schlechthin, übrigens. Also, genauere gesagt, der beste Supermarkt, den wir auf unserer bisherigen Reise gefunden haben. Und das will schon was heißen! Relativ früh geht es dann in die Kojen, da wir uns für den morgigen Tag einen Pyjamastart überlegt haben.

Freitag, 15. September 2006: Hundested – Ballen/Samsö 55,0 sm

Wie geplant: Pyjamastart um kurz nach 7 Uhr. Will heißen, nur kurz Zähneputzen und waschen und schon werden die Leinen gelöst. Frühstück gibt es erst auf See. Dieses gestaltet sich allerdings nicht ganz einfach, da das Müsli ständig aus den Schälchen hüpfen möchte. In der Nacht hat sich bei dem herrschenden Ostwind eine ganz schöne Welle ausgebildet und wir schaukeln vor dem Wind ziemlich dahin. Bis zur Rinne Snekkeloeb an Seelands Odde läuft es speedmäßig recht gut für uns. Wir sausen mit 8-9 kn dahin. Doch kaum dass wir durch die Rinne durch sind, schwächelt erstens der Wind und zweitens wendet sich der Strom gegen uns. Lief er bisher schön mit, kommt er nun genau aus der falschen Richtung. Wir machen am Ende nur noch 2,5 kn über Grund und entschließen uns statt Bogense auf Fünen lieber Ballen auf Samsö anzulaufen. Die Einfahrt in den Hafen ist bei Ostwind zwar nicht ganz so schön, aber am Ende liegen wir wohlbehalten an „unserem“ Liegeplatz vom 20. Mai diesen Jahres. Allerdings hat sich hier doch einiges geändert. Die Stromkästen sind neu und liefern auch das begehrte Etwas. Allerdings sind sie derart niedrig abgesichert, dass wir es gerade mal auf 1 Amp Ladung schaffen. Außerdem wurde dass Grillhäuschen abgerissen und wird augenscheinlich gegen ein neues Dusch- und Toilettenhaus ersetzt. Außer den Grundmauern steht allerdings noch nicht wirklich viel. Wir bummeln noch kurz durchs Örtchen und verwöhnen uns abends mit leckeren Feigen mit Serranoschinken als Vorspeise und einem netten Salat mit Lachs als Hauptgang. Während wir windgeschützt noch ein wenig im Cockpit sitzen, können wir anschließend noch ein paar spektakuläre Hafenansteuerungen und Anleger beobachten. Der Wind hat natürlich, kaum das wir angelegt hatten, wieder aufgedreht und zwischenzeitlich steht auch eine entsprechende Welle vor der Hafeneinfahrt. Schon beim bloßen Zuschauen, wie die Boote vor der Einfahrt in den Wellen hüpfen und hin- und hergebeutelt werden, kann einem schon schlecht werden. Aber am Ende schaffen es alle wohlbehalten in den Hafen und jeder findet ein Plätzchen für sich.

Samstag, 16. September 2006: Ballen/Samsö 0 sm

Der Wind dreht in der Nacht immer mehr auf und so wird es entsprechend unruhig an Bord. Zwar liegen wir mit Hello World Wind abgewandt und von der Hafenmole geschützt, aber die anrauschenden Wellen verursachen einen unangenehmen Schwell im Hafen. Wir rollen daher die ganze Nacht in unseren Betten hin und her. Während sich Axel dadurch nicht weiter stören lässt, mache ich quasi die ganze Nacht kein Auge zu. Angesichts der Wellenlage vor dem Hafen beschließen wir beim Frühstück dann noch einen Tag in Ballen zu verbringen. Ist ja auch nicht wirklich ein Problem. Bei herrlichstem Sonnenschein machen wir endlich mal wieder eine Radtour. Dazu leihen wir uns diesmal allerdings ein paar Räder beim Hotel Ballen aus, da die Insel recht hügelig ist und wir mit unseren kleinen Bordfahrrädern damit ganz schön zu kämpfen hätten. Vorbei geht es an Kürbisfeldern, Apfelplantagen und abgeernteten Kartoffelfeldern. Wir kämpfen uns über Brundby die Hügel hinauf bis nach Tranebjerg und radeln dann über Onsbjerg und Langemark wieder zurück nach Ballen. Am Ende sind wir nach ca. 8 sm Radtour relativ erschöpft und verbringen den restlichen Tag mit entspannendem Sonnenbaden im Cockpit. Während wir abends gerade dabei sind unser Abendessen in Form von Scharfem Huhn zuzubereiten, klopft es plötzlich an Deck. Doch statt des erwarteten Hafenmeisters mit der Bitte um Geld steht der dänische Zoll vor uns und möchte kurz an Bord kommen. Na so was! Das ist uns ja noch nie passiert. Nach dem Beantworten von ein paar Fragen und dem Ausfüllen einer tollen, neuen IMO-Erklärung war es das dann aber auch schon. Der Zöllner verabschiedet sich freundlich und wünscht uns noch einen netten Abend. Als wir das Formular später genauer anschauen, stellen wir fest, dass wohl damit nicht ernsthaft Yachten sondern wohl eher die Berufsschifffahrt kontrolliert werden soll. Jedenfalls brauchten wir zum Glück keine Frachterklärung oder gar eine Seegesundheitserklärung abzugeben. Nicht das wir so was gehabt hätten… Der Hafenmeister scheint dagegen schon Wochenende zu haben. Er erscheint jedenfalls heute nicht.

Sonntag, 17. September 2006: Ballen/Samsö – Middelfart 43,8 sm

So, der Wind hat zum Glück nachgelassen und wir machen uns startklar für den Sprung nach Middelfart. Kurz vorm Ablegen kommt dann aber doch noch unser Freund der Hafenmeister und möchte sein Geld haben. Na ja, Pech gehabt, aber der Betrag von 110 Dkr bleibt auch heute erhalten. Mit rauschender Fahrt geht es dann für uns zunächst an Samsö vorbei. Danach geht es mal wieder vorm Wind weiter und der Speed sinkt entsprechend. Das dann auch noch der Wind wieder schwächelt, macht Hello World auch nicht wirklich schneller. Doch zum Glück schaffen wir es mit immerhin 5 kn bis zur Einfahrt vom Kleinen Belt. Dann steht allerdings Wind gegen Strom und wir kommen nur noch mit 2 kn voran. Da hilft nichts, die letzten paar Meilen werden unter Dieselgenua zurück gelegt. Dafür können wir in Ruhe die Unmengen an Schweinswalen links und rechts neben uns beobachten. Hier im Kleinen Belt gibt es davon noch erfreulich viele Exemplare und ihnen scheinen die Wellen richtig Spaß zu machen. Geschwind flitzen sie durch die Wellenkämme und scheinen sogar manchmal einen kleinen Sprung zu wagen. Wir schauen uns in Middelfart erstmal den neuen Hafen an der Kulturinsel an, entscheiden uns dann aber doch lieber in den alten Hafen zu gehen. Hier bekommen wir auch einen wunderschönen, geschützten Platz im Eck. Abends geht es dann wie immer in Middelfart zu Holms Gasthaus, wo wir uns ein leckeres 3-Gänge-Menü gönnen. Den Absacker gibt’s natürlich wie immer an Bord und dann fallen wir auch schon wohlgefüllt in die Kojen.

Montag, 18. September 2006: Middelfart – Sonderborg 42,7 sm

Mist, Nebel und Flaute. Aber es hilft nichts, wir wollen weiter. Obwohl wir eigentlich geplant haben in Dyvig zu ankern, fahren wir am Ende doch bis Sonderborg durch. Ankern bei Nebel macht ja nicht wirklich Spaß. Außerdem lockt in Sonderborg der Wasserhahn. Während unserer Starkwindpause in Ballen ist Hello World von der Gischt mit einem feinen Salzüberzug versehen worden. Überall wo man hinfasst, klebt es und nichts trocknet mehr richtig. Hier ist dringend eine Generalwäsche angesagt. Kaum dass wir also in Sonderborg festgemacht haben, kommt daher der Schlauch und der Wischmop raus. Durch Axels Putzorgie fühlt sich unser Hinterlieger auch direkt motiviert und fängt ebenfalls an sein Boot zu schrubben. Wat mut, dat mut! Dafür gibt es abends dann leckere Spaghetti und ein Glaserl Rotwein.

Dienstag, 19. September 2006: Sonderborg – Flensburg 26,4 sm

So richtig weiter wollen wir heute eigentlich gar nicht. Ob wir wohl noch mal umdrehen und noch ein paar Tage Dänische Südsee dranhängen können? Aber nein, so langsam müssen wir wohl wieder zurück nach Hause. Doch das Zaudern hat einen Vorteil. Wir trödeln so lange mit dem Frühstück herum, bis sich der graue Himmel verzogen hat und die Sonne heraus gekommen ist. Wie üblich bei unserem letzten Schlag nach einem langen Törn in die Flensburger Förde kommt auch heute der Wind wieder von vorne. Es heißt also mal wieder Kreuzen, Kreuzen, Kreuzen. Der Wind dreht wie gewohnt auf 5-6 Beaufort auf und wir schießen nur so durchs Wasser. Hello World macht bei so einem Wetter einfach Spaß! Die 10 erscheint auf unserer Logge und wir segeln an allen anderen Yachten vorbei (allerdings war auch keine wirkliche Konkurrenz unterwegs). Nach 3 1/2 Stunden erreichen wir so unseren Liegeplatz in der Sonwik Marina und sind nach vier Monaten und einem Tag wieder an unserer Startposition angekommen. Schade, die Zeit ging irgendwie viel zu schnell vorbei. Aber zum Glück ist ja bald Wochenende…